Überschrift des Tages
"Hunderttausende in Wohnung erbeutet" (S. 2)
Das muss aber eine grosse Wohnung gewesen sein.
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PendlerblogErklärte 20-Minuten-Fans erklärten 20 Minuten [*14. Februar 2005; † 12. Dezember 2006] |
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"Hunderttausende in Wohnung erbeutet" (S. 2)
"Viel zu lange mussten sich die Fans gedulden, doch bald ist es soweit: Am 16 Juli 2005 erscheint laut Verlag das neuste Abenteuer von Harry Potter" (Seite 17 oder online nachlesen)
Bestimmt gehört es zu den schweren Aufgaben, über ein Vorkommnis aus einer TV-Sendung zu breichten, das alle sowieso live gesehen haben. Doch der 20min-Reporter hat damit keine Mühe. Nein, er schafft es sogar, eine gewisse Spannung hineinzubringen.
Journalistische Lumpigkeiten sind wir uns von 20-Minuten ja gewohnt. Wenn allerdings in einem nur gerade 14-Zeiligen Party-Review grundlegende Falschinformationen über den Hauptinhalt, nämlich den Künstler, verbreitet werden, strapaziert das unser Wohlwollen. Die am letzten Wochenende in Zürich auftretende Hip-Hop-Legende Grandmaster Flash wird in der heutigen Ausgabe als „Erfinder des Scratchens“ abgefeiert. Erfinder des Scratchens ist aber DJ Grand Wizard Theodore. Flash hat lediglich den so genannten „Backspin“, das „Cutting“ und das „Phasing“ erfunden. Anscheindend kann die Journalistin Google nicht bedienen.
Nur etwas nervt mehr als von Unternehmen geschmierte Journalisten: Es sind von Automobil-Unternehmen geschmierte Journalisten. Sie werden eingeladen, in der ersten Klasse an die Spanische Costa del Sol zu fliegen, residieren in den teuersten Hotels, ernähren sich nur von feinsten Delikatessen, feiern Partys mit Models und testen nebenbei die neuesten Entwicklungen aus der Welt des Automobils. Alles bezahlt von der Industrie. Schreiberlinge, die es wagen Kritik an den Fahrzeugen anzubringen, verspielen sich die Einladungen auf solche Dienstreisen. Und wer würde das schon riskieren?
"Ganz Zürich tanzt am Weekend Salsa".
Der ahnungslose "Blick" hat nichts böses geahnt, als er gestern über einen Schweizer Musiker berichtete. Doch 20-Minuten belehrt heute die ganze Schweiz: Der genannte Musiker ist dubios.
"Bern - der bundeseigene Technologiekonzern Ruag liefert für rund 25 millionen Franken Laser-Schiesssimulatoren nach Frankreich."
20-Minuten nimmt seine Aufgabe als Zeitung der kleinen Frau und des kleinen Manns wahr. Die heutige Ausgabe deckt auf: Jedes Jahr werden ferienhungrige Billigurlauber von ihren Reiseveranstaltern hinterhältig veräppelt und hinters Licht geführt. Die Veranstalter werben im Prospekt mit: "International bekannter, aufstrebender Badeort, mit Fischerdorf-Charakter, alle Zimmer zum Meer, junges lockeres Publikum" Und das heisst dann in Wirklichkeit: Kleines Dreckskaff, mit Hotelbunkern überbaut, es stinkt nach Fisch, Verkehr, Flugzeuge und Ballermann-Touristen lärmen die ganze Nacht durch. Zur Illustration sehen wir ein Bild mit einer sichtlich genervten Billigtouristin:
20min benutzt gerne Attribute, wenn möglich auch sehr aussagekräftige. Eine Person wird nicht nur genannt, sondern auch gleich umschrieben.
Darauf habe ich schon eine Woche gewartet: Die Spargelcreme-Suppen-Szenis haben sich wieder ins Blitzlicht geworfen. Seit kurzem lächeln sie uns regelmässig aus der linken Spalte einer 20-Minuten Seite an. Es sind fröhliche Spiesser mit einem Becher Knorr-Suppe in der Hand. Die Bildlegenden verraten nicht unbedingt, wieso der Redaktor die Bilder für abdruckrelevant hält.

