21 Februar 2005

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Nur etwas nervt mehr als von Unternehmen geschmierte Journalisten: Es sind von Automobil-Unternehmen geschmierte Journalisten. Sie werden eingeladen, in der ersten Klasse an die Spanische Costa del Sol zu fliegen, residieren in den teuersten Hotels, ernähren sich nur von feinsten Delikatessen, feiern Partys mit Models und testen nebenbei die neuesten Entwicklungen aus der Welt des Automobils. Alles bezahlt von der Industrie. Schreiberlinge, die es wagen Kritik an den Fahrzeugen anzubringen, verspielen sich die Einladungen auf solche Dienstreisen. Und wer würde das schon riskieren?

Auch 20-Minuten pflegt eine wöchentliche Auto-Doppelseite. Heute findet sich ein Bericht einer Dienstreise nach Marbella (S. 18). Hendrik Petro, Chef-Redaktor von Autolife, hat dort für 20-Minuten gefeiert, Kaviar verspiesen, Schampus geschlürft und den neuen Opel Astra gestestet. Lesen sie die Lobhudelei selber. Solche Ausrutscher sind wir uns im Auto-Journalismus allerdings gewöhnt und brauchen auch nicht weiter kommentiert zu werden.

Viel spannender ist der Artikel gegenüber (S. 19). Im 12-Monate Dauertest erscheint der Saab Sport-Combi regelmässig im 20-Minuten. Heute glänzt das Auto mit "optimales Fahrzeug für die sportliche Familie", "extrem angenehmer Partner", "enorm viel Fahrspass" und vielen weiteren fantastischen Eigenschaften. Wurde dem Journalisten vielleicht das Auto für den Gebrauch mit seiner Familie kostenlos überlassen? Oder hat der Journalist den Artikel von den Saab-Werbetextern übernommen? Seltsam: Der Verweis "Anzeige" fehlt.