Was ist gemeint?
«Was ich als nächstes vorschlage, ist – ich weiß, daß Sie wieder lachen werden, aber ich werde Ihnen beweisen, daß ich recht habe –: Kein Artikel in dem Blatte darf über zwei Zoll Länge haben, und jeder Zoll muß in mindestens zwei Absätze unterteilt werden. (…) ich spreche in vollem Ernst. Ich will Ihnen mein Prinzip erklären. Das Blatt soll für die Viertelgebildeten bestimmt sein, das heißt für jene große neue Generation, die die heutigen Schulen hervorbringen, für jene jungen Männer und Frauen, die wohl lesen können, aber zu jeder länger anhaltenden Aufmerksamkeit unfähig sind. Leute dieser Art brauchen eine Beschäftigung in der Eisenbahn, im Omnibus oder in der Trambahn. Sie wollen das leichteste, luftigste Geplauder – ein bißchen Erzählung, ein bißchen Beschreibung, ein bißchen Skandal, ein bißchen Spaß, ein bißchen Statistik, ein bißchen Narretei. Habe ich nicht recht? Alles muß kurz sein, höchstens zwei Zoll lang, ihre Aufmerksamkeit läßt sich nicht länger als zwei Zoll fesseln. Geplauder ist für sie noch zu solid, sie wollen Schnickschnack.»Nein, nicht 20 Minuten, sondern eine Zeitschrift namens Chit-Chat aus eineeiner 115 Jahre alten Satire von George Gissing namens Zeilengeld, erstmals erschienen 1891. Gefunden bei der Berner Gazette.
12 Kommentare:
Das tolle ist ja, dass ALLE das 20 Minuten lesen: Die achtel-, die viertel-, die halb-, die dreiviertel- und die ganz Gebildeten. Und bis auf ein paar Satiriker 115 Jahre nach Gissing scheint sich niemand daran zu stören.
Tönt nach der Rubrik "20 Sekunden"
Das lustige ist, dass ich die Kolumne nicht zu Ende gelesen habe. Soviel zu meiner Aufmerksamkeitsspanne. Äh worum gings hier nochmal?
Ahja, Apropos Haarspalterei: "aus eine 115 Jahre alten Satire"
und: "Gefunden bei Berner Gazette"
Das könnt ihr aber besser.
Thx. Ich war einfach zu faul, das nochmals durchzulesen. Zu geringe Aufmerksamkeitsspanne.
Aber eben: es funktioniert. Und wie. Eine Zeitung gemacht für die Menschen unserer Zeit - unkonzentriert, vergesslich und entertainment orientiert.
Aus uns unbekannten Gründen ist die oben zitierte Berner Gazette zur Zeit leider nicht erreichbar. Wir bitten um Entschuldigung.
Dass viele Medien heute "wie für uns gemacht" sind, erstaunt mich wenig ob der Tatsache, dass sie uns zu dem gemacht haben, was wir heute sind. Was genau das nun ist, überlasse ich lieber den hauptberuflichen Spekulanten.
Ich lese gerne den Pendlerblog, aber kaum das 20minuten. Das liegt daran, dass "20minuten" ein ganz schlechter Zeitungstitel ist. Klingt für mich wie "Tages-Anzeiger" oder "Wall Street Journal".
hm. hier werden die satiriker satiriert, und sie finden es nicht lustig und wehren sich mit haarspaltereien. lustig.
1. gegenfrage: muss ich das wirklich beantworten? hier die lösung, allerdings leicht gespiegelt, um erneutes nachdenken zu ermöglichen: hcilrütan sonilodnep eid
2.) nein, aber auf englisch gibt es das. to satirize. und das wort fehlt in der deutschen sprache eindeutig,
C.) also das ist ja egal. wenn ich ein misanthrop wäre, würde ich auf eine aufteilung grundsätzlich verzichten, es ist dann viel unmenschlicher für den leser.
@tim der grosse
die schweiz hat immer noch mindestens 7,5 mio. einwohner.
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